Girard hat den wechselseitigen Unterricht bereits in der Familie erlebt und praktiziert.
"Ich erinnere mich nicht, von meinen Geschwistern geschult worden zu sein, aber ich weiss, dass ich den jüngeren Stunden gab. (Girard 1826 / 1948, S. 12, übersetzt in: Egger 1948, S. 19)
Girard (1823, S. 45ff) weist nach, dass es den wechselseitigen Unterricht schon vor Bell & Lancaster gegeben hat. Es sei eine natürliche Methode, dass Kinder andere Kinder belehren.
Oelkers (2000) behauptet, der wechselseitige Unterricht „war ungeeignet für anspruchsvolle Lernprozesse“ (Hervorhebung im Original, S. 17), also für Verstehen als Bildungsziel. Sie sei nur geeignet, wenn etwas mechanisch geübt werde.
Dennoch wurde Girards Schule von vielen Besuchern aufgesucht, um die erfolgreiche Umsetzung der Methode zu studieren. Selbst Bell und Pestalozzi waren darunter und äusserten sich anerkennend gegenüber Girard.
Beat Bertschy
Literaturhinweise
Egger, E. (1948): P. Gregor Girard. Ein Schweizer Volksschulpädagoge. Luzern.
Girard, G. (1823). Vue d’ensemble des différents modes d’enseignement des gymnases et des écoles municipales avec des indications sur leur valeur relativement é la formation intellectuelle der la jeunesse. In : Girard (1953). Méthodes et procédés d’éducation. Vol. 6., S. 40-58.
Girard, G. (1826/1947). Quelques souvenirs de ma vie avec des réflexions. Vol. 1., S. 7 – 120.
Oelkers, J. (2000): Schulreform und Schulkritik. 2. vollständig überarbeitete Auflage. Würzburg: Ergon-Verlag.