Andrea Boller, cand. MA, Universität Freiburg/CH
Pater Gregor Girard fehlte es an Geld und Lehrpersonen. Darum suchte er nach einer Lösung, wie er trotzdem alle Kinder unterrichten konnte. Durch Zufall stiess er auf die Unterrichtsmethode von Bell und Lancaster aus England. Es handelte sich dabei um den wechselseitigen Unterricht. Bei dieser Methode wurden fortgeschrittene Schüler zu Hilfslehrern ausgebildet. Dadurch konnten so viele Unterabteilungen entstehen, wie begabte Schüler vorhanden waren. Auf diese Weise konnten alle Kinder unterrichtet werden.
Die sogenannte Kehrordnung legte fest, welche Schülergruppen zu welcher Zeit in den Bänken zu sitzen und schriftlich zu arbeiten und welche sich entlang der Wände des Schulzimmers zum mündlichen Unterricht aufzustellen hatten. Der Lehrmeister war der allgemeine Leiter und Aufseher, die Hilfslehrer seine Stellvertreter. Auf diese Weise wurden auch gleich die Schüler gefördert, welche sich für den Lehrberuf eigneten.
Girard wollte den muttersprachlichen Unterricht in den Mittelpunkt des Volksschulunterrichts stellen. Unter anderem darum, weil es eine Tatsache sei, dass das Kind zuerst sprechen lernt und seine weiteren Erkenntnisse auf dem Erlernen der Muttersprache aufbaut. Darauf verfasste er selbst neue Lehrbücher. Der Sprachlehrgang „Grammaire des Campagnes à l’usage des écoles rurales du canton de Fribourg“ aus dem Jahre 1821 war sein Lebenswerk. Er verbesserte, vervollständigte und vertiefte den Sprachlehrgang ständig. Durch ihn ist der Sprachunterricht vollständig überarbeitet worden.
Père Girard förderte durch Anschauung die Gedanken der Kinder. Er legte Wert darauf, dass alle Fähigkeiten der Kinder angesprochen wurden, damit deren Geist geweckt und geschärft werden konnte. Dies erreichte er durch abwechslungsreiche aber auch sich wiederholende Übungen. Weitere Ziele seines Unterrichts waren die Förderung der Aufmerksamkeit, die Schärfung des Urteilsvermögens und die schöpferische Phantasie.
Quellenangaben:
Birbaum, Paul. Der Weg zur Demokratie: das Werk Pater Gregor Girards (1765-1850). Fribourg: Bibliothèque cantonale et universitaire, 2000.
Egger, E. (1948). P. Gregor Girard. Ein schweizerischer Volksschulpädagoge. Kap. 5: Im Dienste des Kindes seiner Vaterstadt. Luzern: Rex.
Grunder, H.-U. (2008). Lancasterschulen. Historisches Lexikon der Schweiz. Download am 12.03.2010 von http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D10427.php
Vonlanthen, H. (1981). Geschichtlicher Abriss der deutschsprachigen Lehrerausbildung im Kanton Freiburg. Sonderdruck aus: Beiträge zur Heimatkunde des Sensebezirks (157-173).